Preisträger des 24. Filmfest Hamburg stehen fest

10. Oktober 2016 10:45 contrast media Aktuelles,Film ,

Mit einer Sondervorstellung von neun Filmen ist gestern das 24. Filmfest Hmaburg zu Ende gegangen. Neben nationalen und internationalen Stars aus der Welt des Films gab es ein interessantes Programm aus verschiedenen Genres zu sehen. Wie jedes Jahr wurden im Rahmen des Festivals auch diverse Preise verliehen.

Das Film Festbesteck für die langjährige Verbundenheit mit dem Festival, überreicht von Albert Wiederspiel an:
Liane Jessen
Leiterin Fernsehspiel und Spielfilm des Hessischen Rundfunks
Der Hamburger Produzentenpreis für Europäische Kino-Koproduktionen, überreicht von Dr. Carsten Brosda, Staatsrat für Kultur, Medien und Digitales der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg an:

SCARRED HEARTS
Komplizen Film GmbH
Maren Ade, Janine Jackowski und Jonas Dornbach

Der Hamburger Produzentenpreis für Deutsche Fernsehproduktionen, überreicht von Prof. Dr. Johannes Kreile, Geschäftsführer der VFF – Verwertungsgesellschaft der Film- und Fernsehproduzenten an:

APROPOS GLÜCK
Relevant Film Produktionsgesellschaft mbH
Heike Wiehle-Timm

Der MICHEL Filmpreis für den besten Film des MICHEL Kinder und Jugend Filmfests wurde von der siebenköpfigen Kinder- und Jugendjury gewählt:

FANNYS REISE
Frankreich 2016 | Regie: Lola Doillon

Auszug aus der Begründung der Kinder- und Jugendjury:
„FANNYS REISE handelt von der Verfolgung jüdischer Kinder im Zweiten Weltkrieg, die sich auf eine Reise begeben, um in Sicherheit zu gelangen. Der Film hat uns durch seine Kombination aus Spannung und Entspannung besonders überzeugt. Das abenteuerliche Drama und die Verbindung von Bild und Ton haben es uns ermöglicht, uns in die Situation der Kinder hineinzuversetzen. Die schauspielerische Leistung war so umwerfend, dass sie uns emotional berührt hat. Spannende, traurige, glückliche und beängstigende Momente haben die Handlung des Films lebendig gemacht. Erwähnenswert ist zudem, dass die Geschichte auf einer wahren Begebenheit beruht. Wir gratulieren dem Filmteam von FANNYS REISE zu einer sehr bewegenden Umsetzung.“

Bei der feierlichen Abschlussgala wurden von Festivalleiter Albert Wiederspiel folgende Preisträger gekürt werden:

Der Preis Der politische Film der Friedrich-Ebert-Stiftung geht an die Regisseure:

Monika Borgmann und Lokman Slim
für
TADMOR
Libanon/Frankreich/Schweiz/Katar/Vereinigte Arabische Emirate 2016

Auszug aus der Jurybegründung:
„TADMOR arbeitet die Erfahrungen von 22 Männern auf, die in Syrien in eines der gefürchtetsten Militärgefängnisse des Assad-Regimes verschleppt wurden, das eben Tadmor heißt und nur einen Zweck verfolgt: Menschen durch Folter zu zerstören, physisch und psychisch. ‹‹Worte können die Brutalität, die ich erlebt habe, nicht beschreiben››, das sagte einer der Überlebenden den Regisseuren am Anfang ihrer Zusammenarbeit. Und weil dem so ist, haben Monika Borgmann, Lokman Slim und die ehemaligen Häftlinge für ihren Film eine ganz besondere, kluge und eben auch mutige Form gefunden: Sie lassen die Männer selbst den tagtäglichen Schrecken eines Überlebens in Tadmor vor der Kamera nachspielen. Und was als Idee nicht nur ungewöhnlich, sondern für manche sogar befremdlich klingen mag, entwickelt im Film TADMOR eine Kraft und Unmittelbarkeit, die zumindest wir als Jury zu diesem Themenkomplex nie zuvor im Kino erlebt haben.“

Der Art Cinema Award geht an:

Xavier Dolan
für
EINFACH DAS ENDE DER WELT
Kanada/Frankreich 2016

Auszug aus der Jurybegründung:
„Dem bereits etablierten Regisseur und Autor Xavier Dolan gelingt es mit diesem Film erneut zu überraschen. Fast ausschließlich in Großaufnahmen und mit äußerst mutigem Musikeinsatz stellt der Film eine extreme Nähe zu einer Familie her, die sich nach zwölf Jahren wiedertrifft, aber unfähig ist, eine gemeinsame Sprache zu finden. Obwohl ununterbrochen gesprochen wird, bleiben viele Aspekte der Erzählung elliptisch. Hoffnungen, Zuneigungen, Abgründe und Ressentiments sind jedoch in jeder Interaktion spürbar. Alles dies sowie die brillanten schauspielerischen Leistungen zwingen den Zuschauer zur rückhaltlosen Identifikation. EINFACH DAS ENDE DER WELT ist ein selten intensives cineastisches Erlebnis!“

Der NDR Nachwuchspreis geht an den Regisseur:

Mustafa Kara
für
COLD OF KALANDAR
Ungarn/Türkei 2015

Auszug aus der Jurybegründung:
„COLD OF KALANDAR ist ein monumentales Werk, das still und unaufdringlich daherkommt, mit großen Bildern und einer sehr eigenen Langsamkeit, in mehr als zwei Stunden aber eine leise Wucht entwickelt, die die Jury nachhaltig beeindruckt hat. Der Film zeichnet den Kampf ums Überleben in einer harschen Natur, für deren karge Schönheit über vier Jahreszeiten Regie und Kamera grandiose Bilder finden. Ein weitgehend stummer Kampf eines einzelnen Mannes, dem man aber zunehmend gefesselt folgt. Denn dem Regisseur gelingt etwas Seltenes: Trotz der scheinbar nüchtern distanzierten Erzählweise schafft er eine ungewöhnliche Nähe zu seinem Helden, weckt Mitgefühl und Sympathie für diesen sturen Träumer, der nicht aufgeben will und dessen stoisches Weitermachen am Ende in einer fast mythischen Schluss-Szene belohnt wird. Mustafa Karas Film ist ein Tribut an die unbeirrbare Beharrlichkeit in schwierigen Zeiten und weist damit als Metapher weit über den Rand seiner Story hinaus. Kara zeigt Poesie und Hoffnung, wo Armut ist, wirft ein klares helles Licht in tiefstes Elend, ohne es zu verkitschen oder darin zu versinken. Schöner kann Kino das Leben in widrigen Zeiten nicht feiern.“

Der Commerzbank Publikumspreis geht an:

Jesper W. Nielsen
für
THE DAY WILL COME
Dänemark 2016

Das Publikum war sich einig mit 94,8 Prozent „Fand ich toll“-Angaben.

 

 

Der Preis der Hamburger Filmkritik geht an den Regisseur:

Cristian Mungiu
für
GRADUATION
Frankreich/Rumänien/Belgien 2016

 

 

Auszug aus der Jurybegründung:
„Mungiu, der auch das Drehbuch geschrieben hat, bringt seine Charaktere den Zuschauern sehr nahe. Seinen pathosfreien Realismus paart er mit feiner Psychologie. Kurze, dramatische Szenen und lange ruhige Dialoge wechseln einander ab. Blasse Farben dominieren. Protagonist Romeo sieht die akademische Bildung seiner Tochter im Ausland als einzigen Hoffnung für die Zukunft. Selbst steckt er in einem emotionalen Dilemma zwischen depressiver Ehefrau und schwangerer Geliebter. Aber wird die Tochter auf den Rat des Vaters hören? Fast zehn Jahre nachdem Mungiu mit VIER MONATE, DREI WOCHEN, ZWEI TAGE den internationalen Durchbruch schaffte und dort bereits ein deprimierendes Porträt seiner Heimat ablieferte, zeigt dieser Film zugleich ein Bild der Vergeblichkeit. Wie der Regisseur die Balance zwischen gesellschaftlichem, privatem und moralischem Kampf hält, und wie der die Geschichte eher melancholisch als dramatisch zu Ende führt, hat die Jury überzeugt, gerührt und begeistert.“

Urheberrechtshinweis: Das Foto wurde uns freunslicherweise vom Filmfest zur Verfügung gestellt.

Produzentenpreis v.l.n.r.: Christian Burgdorff (Geschäftsführer Optical Art Digital & Film GmbH), Jonas Dornbach (Komplizen Film GmbH), Heike Wiehle-Timm (Relevant Film Produktionsgesellschaft mbH), Dr. Carsten Brosda (Staatsrat für Kultur, Medien und Digitales der Kulturbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg), Prof. Dr. Johannes Kreile (Geschäftsführer der VFF)

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