denk.mal Hannoverscher Bahnhof eingeweiht

10. Mai 2017 17:47 contrast media Aktuelles,Architektur,Geschichte,Lohsepark , ,

Kränze an der Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof

Der Anblick ist bedrückend: Gleise, die ins Nichts führen und Gedenktische mit 20 Tafeln, auf denen die Namen der mit den 20 Zügen transportierten Opfer aufgeführt sind, dokumentieren die Deportationen von über 8.000 Juden, Roma und Sinti durch die Nationalsozialisten. Bürgermeister Olaf Scholz hat heute den Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof eingeweiht. Gemeinsam mit Zeitzeugen, Angehörigen und Vertretern von Opferverbänden wurden Kränze niedergelegt.

Gedenkort am Bahnsteig 2 Hannoverscher Bahnhof

Gedenkort am Bahnsteig 2 Hannoverscher Bahnhof

Im Zentrum der Gedenkstätte steht der historische Bahnsteig 2, von dem aus die Nationalsozialisten unter Mithilfe der Hamburger Behörden in den Jahren 1940 bis 1945 Menschen in die Konzentrations- und Vernichtungslager Mittel- und Osteuropas verschleppten. Zum Gedenkort im Lohsepark in der HafenCity führt die sogenannte Fuge entlang des historischen Gleisverlaufs bis hin zum Bahnsteig.

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz: „Der Hannoversche Bahnhof ist ein Symbol für ein dunkles Kapitel der Hamburger Geschichte. An dieser Stelle ist nun ein würdiger Ort des Gedenkens entstanden. Im Lohsepark in der HafenCity spielen Kinder, flanieren Erwachsene und verbringen Angehörige unterschiedlichster Kulturen und Religionen ihre Freizeit. An diesem Ort finden jetzt Erinnerung und Gegenwart zusammen. So kann mit dem Denkmal die lange in den Hintergrund gedrängte Geschichte des Hannoverschen Bahnhofs in das Gedächtnis der Stadt aufgenommen werden.“

Gedenktatfel an der Gedenkstätte Hanoverscher Bahnhof

Gedenktatfel an der Gedenkstätte Hanoverscher Bahnhof

Mark Dainow, Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland: „Dass wir diesen Gedenkort heute einweihen, ist auch ein notwendiges Zeichen, in einer Zeit, in der populistische Parolen, agitatorische Reden und das Schüren von irrationalen Ängsten sowie demokratiefeindliche Stimmung wieder in Deutschland zu beobachten sind. Antisemitismus und Antiziganismus sind reale Zustände im Deutschland des Jahres 2017 – leider! Nicht umsonst nennt man dieses Denkmal: denk.mal! – Darum soll und muss es gehen: Das Denken oder vielmehr das Mitdenken. Menschenverachtender und plumper Stimmungsmache zu widerstehen, sie in Frage zu stellen, und ihr nicht einfach zu folgen. Denk! Mal!“

Romani Rose, President des Zentralrats der Deutschen Sinti und Roma: „Historisches Erinnern bedeutet immer auch gelebte Verantwortung für die Gegenwart. Dafür steht dieser neue Gedenkort im Herzen der HafenCity in Hamburg. Gemeinsam müssen wir dafür einstehen, dass wir eine Gesellschaft mit menschlichem Gesicht bleiben.“

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