Klangweltwunder Elbphilharmonie – der große Konzertsaal

08. Januar 2017 19:46 Beate Eckert-Kraft Aktuelles,Architektur,Geschichte,Hafencity ,

Der große Konzertsaal bildet das Herzstück der Elbphilharmonie. In 50 Meter Höhe gelegen wurde hier ein einzigartiges akustisches Konzept durchgesetzt, das einen der besten Konzertsäle der Welt realisieren soll. Dazu entwickelten die Architekten gemeinsam mit dem international bekannten Akustiker Yasuhisa Toyota mit der Weißen Haut eine einzigartige Wand- und Deckenstruktur hergestellt aus Gips und Altpapier.

Bereits das Foyer bringt den Besucher in eine andere Welt. Schräge Säulen stützen die Statik des Bauwerks. Die schlichte Gestaltung der Wände lässt durch 1100 unterschiedlich geformte Fenster bietet allein das Geschehen im Hafen eine einzigartige Kulisse.

Der Saal bietet ein besonderes Hörerlebnis, da sind sich die Musiker des Residenz-Orchesters einig. Die mit einer „Weißen Haut“ durchzogene Wand- und Deckenstruktur ermöglicht auf allen Plätzen ein nahezu qualitativ gleichwertiges Hörerlebnis. Diese besteht aus 10 000 individuell gefrästen Gipsfaserplatten mit einem Gewicht von je 60 bis 80 Kilogramm, die den Schall gezielt streuen. Das Material soll die Stuckstruktur barocker Ornamentik alter Konzertsäle simulieren. Mittels einer Weinberg-Architektur wird hier realisiert, dass keiner der 2100 Plätze weiter als 30 Meter von der Bühne entfernt liegt. Der an der Saaldecke befindliche Reflektor sorgt für eine gleichmäßige Verteilung des Schalls auch auf der Bühne. Alle diese Maßnahmen sollen eine Ausgewogenheit zwischen Transparenz und Klangfülle realisieren.

Um den Konzertsaal akustisch von der Außenwelt zu entkoppeln, ist der komplette Saal in einer Raum-in-Raum-Konstruktion gebaut, der auf 362 flexiblen Federn aufgehängt ist. Diese trennen den Raum von Vibrationen des übrigen Gebäudes, sodass kein Körperschall übertragen wird.

Die von der traditionsreichen Bonner Orgelbauwerkstatt Klais erbaute Orgel hat 4765 Pfeifen, die sich hinter den Publikumsrängen befinden.

An der Akustik soll nicht gespart werden – darüber haben sich bei der Neuordnung der Verträge im Jahr 2013 Stadt und Bauunternehmen geeinigt. So kann der Akustiker Toyota noch zwei Monate vor der Eröffnung im kleinen Konzertsaal anordnen, dass die Wand um weitere 10 Grad angewinkelt werden soll. Die Sitze wurden nachträglich so konzipiert, dass der Klang in dem Saal mit und ohne Publikum gleich sein soll. Währen die Fugen ursprünglich mit einen Stoffband gefüllt waren, wurden nachträglich 4 Kilometer Fugen mit einer Silikonmasse gefüllt.

Der kleine Konzertsaal ist auf 550 Besucher ausgelegt. Hier sollen Kammer-, Jazz- und Weltmusik-Konterte stattfinden. Die Wand ist mit einer wellenförmig gefrästen Verkleidung aus Eichenholz versehen. Die Einbauten des Saals lassen sich aber auch schnell an unterschiedliche Anlässe anpassen.

Das Kaistudio 1 hat einen Musikvermittlungsbereich mit Räumlichkeiten für Workshops und kleine Anlässe.

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