Historische Gymnasialbibliothek „Bibliotheca Christianei“ wiedereröffnet

16. Januar 2017 17:39 Beate Eckert-Kraft Aktuelles,Altona,Geschichte,Kunst,Literatur ,

Mit der „Bibliotheca Christianei“ haben Bürgermeister Olaf Scholz und Schulsenator Ties Rabe heute im Beisein von 200 Gästen die größte historische Gymnasialbibliothek Deutschlands wiedereröffnet. Nach einer umfangreichen Sanierung der Bibliothek und des denkmalgeschützten Schulgebäudes stehen damit rund 27 000 Bände aus dem 14. bis 18. Jahrhundert der Öffentlichkeit wieder zur Verfügung. 

Unter den historischen Werken zählen die Handschriften Die Göttliche Komödie (ab 1360) von Dante Alighieri, Il Filostrato von Boccaccio (um 1360), die Wittenberger Gesamtausgabe der Werke Luthers (1539 bis 1559), die erste Berechnung einer Kometenlaufbahn von Johannes Kepler De Cometis (1619) und Leopold Mozarts Gründliche Violinschule (1769), sowie alle Schulprogramme seit 1738 zu den größten Schätzen.

Das A-Orchester unter der Leitung von Christian Kawitsch eröffnete die Feierlichkeiten mit Carillon von Georges Bizet. Bei der Begrüßung stellten die Redner die geschichtliche Bedeutung der historischen Werke heraus:

„Diese Bibliothek bietet eine Orientierung in der Welt der Gedanken. Das Christianeum steht für ‚Tradition im Aufbruch‘ und hat so eine bibliophile Brücke zwischen Geschichte und Moderne geschaffen, denn Beweglichkeit im Denken und die Neugier auf das Neue gehören zur Tradition dieser Schule“, sagt Bürgermeister Olaf Scholz.

Schulsenator Ties Rabe hob hervor: „Die Öffnung der historischen Bibliothek jetzt auch für Schüler, Lehrer und interessierte Bürger ist ein guter und wichtiger Schritt. Denn die ‚Bibliotheca Christianei‘ ist ein Kulturgut deutscher Bildungsgeschichte und sollte allen zur Verfügung stehen.“

Schulleiterin Diana Amann sagte zur Bedeutung der Bibliothek für die Schule: „Aus diesen Büchern vermitteln wir Werte und Ideale unserer Gesellschaft, die geboren sind in der Antike, überliefert in die Renaissance und die seit der Aufklärung fester Bestandteil unserer Zivilgesellschaft sind – denn diese Bücher sprechen zu uns.“

Kunsthistorikerin Dr. Katja Conradi stellte die geschichtliche Bedeutung der Bücher heraus: „Unsere Schüler werden die besondere Aura dieser Bücher, die Geschichte in sich tragen, wahrnehmen und neugierig werden auf all das, was sich an Ideen und Wissen in unserer Bibliothek angesammelt hat. Der Gedanke, dass ein Buch quasi Zeitzeuge von Erasmus von Rotterdam oder Martin Luther ist, macht die Renaissance und Reformation für die Schüler und Schülerinnen greifbarer. Und eine Bibliothek, die nicht nur Museum ist, sondern den Bogen von alter Buchkunst zu modernen Medien spannt, wird diese Neugierde umwandeln in Wissbegierde und Forscherdrang.“

Nach der Begrüßung durch Diana Amman, Bürgermeister Olaf Scholz und Dr. Katja Conradi führte Bibliothekarin Heike Müller den Bürgermeister durch die Bibliothek. Der interessierte sich insbesondere für Dantes „Divina Commedia“ und eine Liste aller Hamburger Bürgermeister bis ins Jahr 1830. Die Bücher wurden dabei nur mit „Samthandschuhen“  angefasst. Das beantwortete auch seine voher gestellte Frage, ob die Bücher nur gepflegt oder auch gelesen werden sollen.

Die Gesamtkosten für die Sanierung betrugen 19,7 Millionen Euro. Davon wurden 1,2 Millionen Euro in die Umgestaltung der Bibliotheca Christianei investiert. Neben neu geschaffenen Räumen und einer Kantine mit einer Cafeteria wurden Fassaden, Fenster, Oberflächen der außen liegenden Tragwerkskonstruktionen saniert. 2017 wird noch ein Aufzug eingebaut.

Das humanistische Gymnasium  Christianeum wurde 1738 durch König Christian VI von Dänemark gegründet. 1973 erfolgte der Umzug nach Othmarschen in den denkmalgeschützten Arne Jacobsen-Bau. Den Grundstock für den Bestand der Bibliothek legte ein Buchvermächtnis im Jahr 1727. Unter den 27 000 Büchern sind rund 10.250 Bände vor dem Jahre 1800 erschienen.

Für die Restaurierung weiterer historischer Bücher werden Buchpaten gesucht.

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