Hamburg trauert um Peggy Parnass

12. März 2025 17:08 contrast media Aktuelles,Geschichte,Hamburg-Mitte , ,

Peggy Parnass

Holocaust Überlebende mit 97 Jahren gestorben

Der Stadtteil St. Georg war ihre Heimat. Von hier aus setzte sic sich ihr Leben lang für die Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, für Toleranz und Demokratie ein. Sie wirkte als Schauspielerin, Journalistin und als Ikone der Friedensbewegung. Nun ist Peggy Parnass im Alter von 97 Jahren gestorben. Mit ihrer Vergangenheit als Shoa-Überlebende förderte die stets positiv auftretende Tochter jüdischer Eltern eine kritische Erinnerungskultur. Für ihre Verdienste wurde sie 1998 mit der Biermann-Ratjen-Medaille ausgezeichnet und erhielt 2008 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland..

Peggy Parnass, geboren am 11. Oktober 1927 in Hamburg, war eine deutsch-schwedische Schauspielerin und Autorin. Sie wuchs als Tochter jüdischer Eltern im Hamburger Stadtteil St. Pauli auf. Ihre Mutter Hertha Parnass erkannte früh die Gefahr durch die Nationalsozialisten und schickte Peggy und ihren jüngeren Bruder Gady 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden, um sie vor der Verfolgung zu schützen. Ihre Eltern wurden später im Vernichtungslager Treblinka ermordet.

In Schweden lebte Peggy Parnass in verschiedenen Pflegefamilien und kehrte nach dem Krieg nach Europa zurück. Sie studierte in Stockholm, London, Hamburg und Paris. Durch ihre Sprachkenntnisse arbeitete sie als Sprachlehrerin, Filmkritikerin, Kolumnistin und Dolmetscherin für die Kriminalpolizei. Als Schauspielerin wirkte sie in Film und Fernsehen mit und übersetzte Märchen. Besonders bekannt wurde sie durch ihre 17-jährige Tätigkeit als Gerichtsreporterin für die Zeitschrift „konkret“, in der sie über Gerichtsprozesse berichtete und sich für Gerechtigkeit einsetzte. Trotz der Geschehnisse kam sie als junge Frau in ihre Heimatstadt zurück. Sie widmete ihr Leben dem Kampf gegen Rechtsextremismus und Diskriminierung. Am 12. März 2025 verstarb Peggy Parnass im Alter von 97 Jahren in Hamburg.

„Peggy Parnass war eine beeindruckende Frau und eine wichtige Stimme Hamburgs. Sie sprach und schrieb über das Unaussprechliche, mahnte kämpferisch, klagte Missstände an und wurde so zum Vorbild für viele. Jede Begegnung mit dieser mutigen Person war ein Gewinn, man konnte so viel von ihr lernen, als Stadtgesellschaft, aber auch ganz persönlich. Ob beim CSD, wichtigen Gedenkveranstaltungen oder zur Feier des jüdischen Lebens in unserer Stadt – es fällt mir schwer, mir die Zukunft ohne Peggy vorzustellen. Sie hinterlässt eine große Lücke und wird mir und uns allen in dieser Stadt sehr fehlen. Möge dein Andenken uns Leitbild für die Zukunft sein, liebe Peggy“, sagt Gleichstellungssenatorin Katharina Fegebank.

Fotos und Video: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de

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