Hamburger SV schlägt Mainz 05

Rayan Philippe begeistert bei Tor-Gala
So ungefähr müssen sich die Verantwortlichen vor Saisonbeginn den neuen Spielstil des Hamburger SV vorgestellt haben. Einige Wochen sah es so aus, als könne das Trainerteam das ihm auferlegte Puzzle nicht lösen können. Aber mit dem 4:0 (2:0) Sieg vor 57.000 Zuschauern im Volksparkstadion. gegen Europacup Teilnehmer Mainz 05 scheinen Zweifel beseitigt, dass der Traditionsverein den in der 2. Bundesliga gepflegten Ballbesitzfußball in einen auf Pressing basierenden Konterfußball mit schnellen Spitzen umwandeln kann. Es ist ein Prozess. Nicht nur mit seinem Doppelpack stellt Rayan Philippe seine Bundesligatauglichkeit zunehmend unter Beweis. Er war auch ständiger Unruheherd in der Mainzer Abwehr, nachdem er in seiner Zeit bei Eintracht Braunschweig regelmäßig die HSV-Abwehr schwindelig gespielt hatte. Fast wäre er nach Mainz gewechselt.
Lokonga und Philippe machen den Auftakt
Gerade hatte sich der HSV mit dem bisher herausragenden Fabio Vieira und einer stabilen Abwehr um Luka Vušković gefunden, da fielen mit Viera und Warmed Omari zwei Leistungsträger aus. Kein Problem sagte Albert Sambi-Lokonga bei seinem Startelf-Debüt und erzielte in der 6. Minute die Führung zum 1:0, nachdem Lasse Rieß einen Schuss vom Giorgi Gocholeishvili an den Pfosten gelenkt hatte. Zuvor war Daniel Elfadli auf der linken Seite durchgebrochen und hatte eine Überzahl Situation vorbereitet. Nur drei Minuten später setzt sich Ransford Königsdörffer auf der rechten Seite durch. Seine Flanke landet bei Philippe, der den Ball zum 2:0 im Tor unterbringt. Nach dem Strapazen in der Conference League hatten die Mainzer wenig entgegenzusetzen. Sie bemühten sich, konnten sich aber selten gegen die – ja, man kann es kaum glauben – stabile HSV Abwehr durchsetzen. Überraschend ersetzte der Mittelfeldstratege Nicolás Capaldo den bis zur Rückrunde ausfallenden Omari in der Dreierkette und ließ nichts anbrennen. Die Hamburger fanden immer wieder die Möglichkeit zu schnellen Kontern. Manchmal mangelte es noch an der Entscheidungsfindung, aber insgesamt war der Auftritt beeindruckend.
Dompé und Philippe vollenden
Nach dem Seitenwechsel stellten Jean-Luc Dompé in der 52. und Rayan Philippe in der 61. Minute den verdienten Endstand her. Philippe war mit einem Traumpass von Nikolai Remberg bedient worden. Mit seiner Geschwindigkeit ließ er die gesamte Mainzer Abwehr hinter sich und ließ Keeper Rieß mit einem Lupfer keine Chance. Fabio Baldé und Philippe hatten noch die Möglichkeit, das Ergebnis auszubauen, aber es ist der erste Sieg des Hamburger SV gegen die Mainzer seit 2015. Mit acht Punkten erobern sich die Hamburger über die Länderspielpause jetzt einen einstelligen Tabellenplatz. Das hatte dem Team noch vor wenigen Wochen niemand zugetraut. Es war ein großes Risiko, die in sieben Jahren 2. Bundesliga gewonnene neue Identität über den Haufen zu werfen und für die Bundesliga ein neues Konzept zu einzuführen. Dafür hatte vor allem Merlin Polzin einiges an Kritik einstecken müssen. Sicherlich waren die Wechsel mit Fabio Vieira, Albert Sambi-Lokonga und Luka Vušković kurz vor Transfer-Ende, sowie mit dem Roadrunner auf der rechten Seite, Giorgi Gotcholeishvili, ein Volltreffer, Aber die Verantwortlichen haben immer an ihrem Konzept festgehalten und dem Trainerteam gelingt es zunehmend, eine Mannschaft mit neuer Identität zu formen. Es wird auch wieder Dellen geben, aber die Richtung scheint ausbaubar. „Es ist ein Prozess“, betont Merlin Polzin.
Vor Nach dem Spiel ist vor dem Spiel
Nach der Länderspielreise muss der Hamburger SV am Sonnabend, dem 18. Oktober bei RB Leipzig antreten. Die sind nach einem schlimmen 0:6 gegen Bayern München unter ihrem neuen Trainer Ole Werner inzwischen voll in der Spur und haben am Wochenende in Dortmund einen Punkt geholt. Die Hamburger müssen dabei erneut auf den Rot gesperrten Vieira verzichten. Der ist dann am Sonnabend, dem 25. Oktober gegen den VfL Wolfsburg wieder dabei.
Fotos: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de