Motown – die Legende lebt

10. September 2015 11:05 Beate Eckert-Kraft Event-Klassiker,Musical,Musik,Veranstaltungen , , ,

In Zeiten als Martin Luther King seine berühmte Rede mit dem Satz „I have a Dream“ hielt, als Präsident Lyndon B. Johnson die Rassentrennung in allen Bereichen (1964) in den USA aufhob und als die Black Power Bewegung um die Rechte der ursprünglich über Sklaverein nach Amerika gelangten afroamerikanischen Bevölkerung kämpfte, machte in Detroit, dem damals führenden Standort der US-Automobilindustrie ein kleines Plattenlabel mit dem Namen Motwn (Motor Town) auf sich aufmerksam indem es einen Hit nach dem anderen produzierte und mit der Mischung aus Soul und Pop einen Musikstil begründete, der noch heute maßgeblich die populäre Musik mitbestimmt.

Ende der 1950er Jahre lieh sich Berry Gordy 800 Dollar und baute eine Garage in ein Musikstudio um, das zum Ausgangspunkt einer Erfolgsgeschichte für Musiker wie Diana Ross, Marvin Gaye, Stevie Wonder oder Michael Jackson werden sollte.Die Zusammenarbeit mit der ersten Stimme von Motown, Jackie Wilson und dem Sänger und Songwriter „Smokey“  Robinson von den  Miracles landete er die ersten Hits in den Charts, die auch in der jungen weißen Bevölkerung einen Markt boten. Auch das Produzenten-Trio Holland/Dozier/Holland mit- den Brüdern Brian und Edward Holland sowie Herbert Dozier (kurz HDH genannt) zeichnet sich für viele unvergessliche Songs verantwortlich.

Während zuvor die harmonischen Wurzeln de Blues und  des Gospel zwar schon die populäre Musik beeinflussten und in Kombination mit dem Hillbilly den Rock ’n‘ Roll hervorbrachten, gab es noch eine klare Trennung zu dem aus der „race-music“ hervorgegangenen Rhythm and Blues. Erst die Glättung der Musik und die Anpassung an den weißen Massenmarkt brachten den Erfolg in den USA  und auch in Europa zunächst in der jungen Bevölkerung. Die teilweise von Streichern des Detroit Symphony Orchestra begleitete Music brachte  den tanzbaren „Happy Sound“ hervor. Begleitet von der Band The Funk Brothers brachten  Bands wie The Marvelettes,  The Temptations, die Diana Ross & The Supremes, The Four Tops oder The Jackson Five in der Folge zahlreiche No1 Hits hervor, die die Stilistik des Soul in Form des R&B dauerhaft in der populären Musik verankerten.

Die damalige Situation schilderte Diana Ross in einem Inteview damals so: „Wir haben sech Nummer-Eins-Hits nacheinander zustande gebracht, aber wir werden immer noch wie eine hergelaufene Rock ’n‘ Roll Gruppe behandelt, außer in den Clubs. In TV-Shows wie der von Ed Sullivan werden wir so schnell auf die Bühne geschubst und wieder runtrgeholt, als wenn wir nichts wären. In der Hullabaloo Show geben sie mir einen Spickzettel mit einer dümmlichen Aussage in die hand, die ich aufsagen soll“ Wie können sie das wagen? Ich sehe die ganzen dubiosen Figuren rumlaufen und sich wie große Stars aufführen. Ich hab was, was die nicht haben und die Kids wissen das. Ich bin echt und wenn ich einen Song singe, dann ist das immer ein Teil von mir selbst, ein Teil meines Körpers…“. (Quelle: Soul vonArnold Shaw)

Ende der 1960er Jahre bekam das Konzept mit dem Weggang des Komponisten-Trios HDH Risse, die wohl auch mit der gesellschaftlichen Situation zu tun hatten. Die Spuren, die diese Musik hinterlassen hat, sind aber aus der Musikwelt nicht mehr wegzudenken.

Motown – Eine musikalische Begegnung, das noch bis zum 20. September auf Kampnagel gezeigt wird, erzählt die Geschichte des Labels in sehr ausdrucksstarker Weise, indem Songs wie My Girl, Papa was a Rolling Stone, I Herad It  Through The Grapevine, Please, Mister Postman, Superstition, Baby Love oder I’ll Be There in eigenen Arrangements mit einer hervorragenden Live-Band im Hintergrund wiedererweckt werden. Die Inszenierung ist weit davon entfernt, lediglich einen Aufguss alter Songs zu bieten. Die Legende wird mit starken Stimmen der Sängeinnen und Sänger Tertia Botha, Marlon Campbell, Taryn Nelson, Trevor Jackson, David-Michael Johnson und Wilson Michaelis gelebt. Gute Tanzszenen beleben das Ganze und der Geist der Musik überträgt sich in Form von Begeisterung und guter Laune auf das Publikum, das nicht bis zum Ende auf den Stühlen sitzen bleibt. Mit dem Sohn von Jackie Wilson – dem zweifach für einen Grammy nominierten Bobby Wilson – ist auch ein echter Teil der Motown-Familie dabei. Auf den Groove kommt es an.

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