Begegnung mit der Musikkultur Syriens im Live-Stream
Das Elbphilharmonie Festival SALĀM SYRIA stellt vom 16. bis 18. März verschiedenen Facestten der in den Wirren des Bürgerkrieges verloren gegangenen Musikkultur Syriens vor. Bis zum Ausbruch des Krieges gab es hier eine lebendige Musikszene, die einen Schmelztigel verschiedener Kulturen darstellte. Zum Publikum gehören auch 400 Menschen, die vor dem Krieg hier Zuflucht gefunden haben. Da das Festival bereits komplett ausverkauft ist, wird das Konzert von dem Trio Hewar, das arabische Musik mit Jazz und Klassik verbindet, am 18. März per Live-Stream übertragen.
SALĀM SYRIA stellt das Bewahren der Heimat in der Musik in den Vordergrund. „Wenn ich von meiner Heimat singe, dann ist es das einzige, das mir niemand nehmen kann. Syrien, so wie ich es kenne, existiert nicht mehr. In der Musik aber besteht es weiter“, sagt Hana Alkourbah aus Homs, die heute in Geesthacht lebt. Die Musik Syriens trägt sowohl Züge der zunächst arabisch geprägten traditionellen Musik Syriens in sich, als auch Einflüsse von Armeniern und Kurden sowie von assyrischer und frühchristlicher Kultur, von der Musik der Beduinen und den religiösen Liedern der Jesiden. Ende des 20. Jahrhunderts kamen Pop und Jazz dazu.
Im ersten Konzert gibt es eine Begegnung von Musikern aus der westlichen und der östlichen Welt. Dabei treten Musiker der NDR Bigband und der Syrian Bigband gemeinsam auf. Das von Hannibal Saad, der einige Jahre in den USA gelebt hatte, 2004 in Damaskus gegründete Ensemble erspielte sich schnell eine begeisterte Hörerschaft. Im Rahmen des Morgenland Festivals in Osnabrück kam es 2009 zu ersten Kontakten mit der NDR Bigband. Bei der Musik steht die Frage im Raum, wie das „Maqam“-System des Orients und das diatonische System des Okzidents zueinander finden können. Wie es im Jazz häufig der Fall ist, kann der improvisatorische Ansatz und das Richten der Aufmerksamkeit auf den Moment zu etwas Neuem führen. Für den gemeinsamen Konzertabend hat der Hamburger Musiker und Komponist Wolf Kerschek eine Suite aus acht syrischen Stücken geschrieben.
Der Klarinettist und als Komponist Kinan Azmeh tritt als Artist in Residence mehrfach auf. Im zweiten Konzert zeigt er bei Home within, wie es in seinem Innenleben aussieht, Begleitet wird er durch Live-Paintings von Kevork Mourad. Dabei verschmelzen Musik und Bilder zu einer eindrücklichen Reflexion der syrischen Revolution und ihrer Folgen. Zudem präsentiert der syrisch-armenische Sänger und Multi-Instrumentalist Ibrahim Keivo die Liedkultur Mesopotamiens.
Den Abschluss bildet das Konzert von bringt Kinan Azmeh, der gemeinsam mit seinem Trio Hewar spielend die Grenzen zwischen traditioneller arabischer Musik, Jazz und Klassik, zwischen Improvisation und Komposition überwindet. Das Wort Hewar bedeutet im Arabischen Dialog. In der Besetzung Kinan Azmeh (Klarinette), Dima Orsho (Gesang) und Issam Rafea (Oud, Gesang) hat das Trio als zusätzliche Gäste den armenischen Duduk-Virtuosen Jivan Gasparyan sowie den französischen Tubaspieler Michel Godard eingeladen. Dem gelingen auch auf dem Serpent, einem schlangenähnlich geformten Horn, waghalsigste Improvisationen. Das Konzert wird am 18. März per Live-Stream auf www.elbphilharmonie.de übertragen. Im Anschluss legt mit DJ Ipek eine der angesagtesten Protagonistinnen der Berliner Clubszene im Foyer des Kleinen Saales ihre Auswahl an traditioneller und moderner Musik aus Syrien auf.