Alexander Zverev holt Gold in Tokyo
Hamburger gewinnt olympische Goldmedaille gegen Karen Khachanov (ROC)
Der deutsche Tennisprofi Alexander Zverev hat bei den Olympischen Spielen in Tokio die Goldmedaille gewonnen. Mit einem 6:3, 6:1 gegen den Russen Karen Khachanov sicherte sich der 24-jährige als erster Deutscher im Herren-Einzel das begehrte Metall, nachdem er im Halbfinale bereits den Top-Favoriten Novak Djokovic bezwungen hatte.
Die Erleichterung war Zverev anzusehen, als er nach 1:20 Stunden gleich den ersten Matchball verwandelt hatte. Im Verlauf des Matches zeigte er kaum Schwächen. In beiden Sätzen legte er früh ein Break vor und ließ sich in keiner Phase der Begegnung aus dem Konzept bringen. Khachanaov, der in den bisherigen Begegnungen zweimal gegen Zverev gewinnen konnte, musste zu jederzeit ein hohes Risiko eingehen, um eine Chance auf den Sieg zu haben – dies gelang ihm nicht. Das nutzte der Hamburger zu einem insgesamt souveränen Auftritt und zwang dem gebürtigen Moskauer lange, laufintensive Ballwechsel auf.
Insgesamt zeigte Zverev im gesamten Turnierverlauf Tennis auf höchstem Niveau und gab nur einen Satz gegen den Weltranglisten-Ersten Djokovic ab. Über Yen-Hsun Lu (TWN), Daniel Elahi Galvan (COL) sowie den zweimaligen Hamburg Open-Champion Nikoloz Basilashvilli (GEO) führte ihn der Weg ins Viertelfinale, in dem er den Franzosen Jeremy Chardy besiegte. Mit den Siegen gegen Novak Djokovic (SRB) und final gegen Karen Khachanov hat Sascha Zverev ein weiteres Kapitel in den Büchern der eigenen und der deutschen Tennis-Geschichte aufgeschlagen.
Erstes Olympia-Gold im Herren-Einzel für Tennisdeutschland
Die Goldmedaille ist Zverevs bisher größter Erfolg. Zuletzt hatte Tommy Haas vor 21 Jahren im Herren-Einzel die Chance auf Gold, unterlag aber im Endspiel Jewgeni Kafelnikow, ebenfalls ein Profi aus Russland. Vor 33 Jahren gewann Tennislegende Steffi Graf bei den Damen Gold für Deutschland (1988 in Seoul) und erreichte damit als bisher einziger Tennisprofi einen Golden Slam, sprich den Sieg aller vier Grand Slam-Turniere sowie der Olympischen Spiele innerhalb eines Jahr. Im Doppel gelang 1992 Michael Stich und Boris Becker der Olympiasieg in Barcelona.
Die Nummer 1 der Weltrangliste aus Serbien, Novak Djokovic, blieb hinter den Erwartungen zurück. Mit seiner Halbfinalniederlage verpasste er seinerseits die Chance auf einen Golden Slam. Immerhin hat er die bisherigen drei Grand Slams 2021 in Melbourne, Paris und London gewonnen. Auch seine Favoritenrolle für die kommenden US Open in New York ist nahezu unangefochten. Entsprechend groß war die Enttäuschung bei dem 34-jährigen Serben. Überraschend unterlag er zudem im Spiel um die Bronze-Medaille gegen den diesjährigen Rothenbaum-Champion Pablo Carreno Busta aus Spanien, der Djokovic in drei spannenden Sätzen mit 6:4, 6:7 und 6:3 schlug. Djokovic – eigentlich Publikumsliebling – verprellte dann noch viele Fans, indem er frustgeladen sein zweites Match um die Bronze-Medaille in der Mixed-Doppel-Konkurrenz absagte. Eigentlich hätte er dieses an der Seite von Nina Stojanovic (SRB) gegen die australische Paarung bestehend aus John Peers und Ashleigh Barty – Nummer 1 der Damen-Rangliste – bestreiten sollen.
Zwar ist die Absage offiziell verletzungsbedingt, aber sie ist kein feiner Schachzug des serbischen Spitzenreiters. Denn für ihn mag Bronze im Mixed-Doppel eine Spaßveranstaltung sein, welche er der Vorbereitung auf die US Open gerne unterordnet. Aber seine Doppel-Partnerin Nina Stojanovic hat er mit der Aufgabe um eine besondere sportliche Chance gebracht. Nicht das erste Mal, dass „der Djoker“ seine eigenen Bedürfnisse konsequent über die Belange anderer stellt.
Auch Alexander Zverev ist nicht immer unkompliziert und loyal in seiner Rolle als sportliches Vorbild aufgetreten. Aber er scheint hart an sich zu arbeiten und das Olympia-Gold dürfte einen weiteren großen Schritt in seinem Reifungsprozess bedeuten. Gratulation an die deutsche Nummer 1 für diesen tollen Erfolg!
Foto: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de