Thiem besiegt Zverev und steht im Finale
Packendes Halbfinale bei den Australian Open
Regen in Australien – obwohl das Tennisturnier Australian Open heißt, wurde das heutige Halbfinale zwischen der deutschen Nummer 1 Alexander Zverev und dem derzeit besten Österreicher Dominic Thiem unter einem geschlossenen Dach ausgetragen. Für den Happy Slam, wie das erste Major des Jahres auch genannt wird, sind das ungewöhnliche Bedingungen. Davon ließen sich die beiden deutschsprachigen Nachwuchshoffnungen aber nicht beeindrucken. Sie zeigten eine Partie auf höchstem Niveau, die der 26-jährige Wiener Neustädter Thiem mit 3:4 6:4 7:6 7:6 für sich entschied.
Die Vorbereitung auf dieses Halbfinalspiel dürfte für beide Spieler aufreibend gewesen sein. Zverev hatte sich im Viertelfinale über vier Sätze gegen den Schweizer Stanislas Wawrinka durchgesetzt, der für seine Marathon-Matches sowie für seine überragende einhändige Rückhand bekannt ist. Das war schon eine schwere Aufgabe.
Guter Start für Zverev
Thiem musste sich in der Runde der letzten Acht sogar gegen den an Position 1 gesetzten Spanier Rafael Nadal behaupten. Auch dieses Match ging über 4 Sätze – 3 davon wurden per Tie Break entschieden. Im Anschluss an dieses Viertelfinale war eine zügige Regeneration für beide Nachwuchsstars angesagt. Den frischeren Eindruck machte zunächst der 22-jährige Alexander Zverev. Zwar kassierte er ein frühes Break, fand aber die passende Antwort. Er nahm Thiem direkt wieder den Aufschlag ab und entschied später den ersten Satz für sich mit 3:6.
Offener Schlagabtausch auf hohem Niveau
Im zweiten Satz wendete sich langsam das Blatt. Dominic Thiem spielte nun stärker und konnte den Aufschlag von Zverev besser retournieren. Mit einem Break Vorsprung gewann der Österreicher den zweiten Satz – 6:4. Was dann folgte war ein Schlagabtausch auf höchstem Niveau. Keiner der Spieler ließ sich aus der Konzentration bringen. Lediglich Zverev ging im dritten Satz ein wenig wild mit seinen drei Challenges, also Möglichkeiten zur Korrektur von Ausrufen, um. Mitten im Satz waren ihm die Vetos ausgegangen. Das führte dazu, dass der eine oder andere knappe Ball gegen den Deutschen gewertet wurde, ohne dass Zverev die Entscheidungen anfechten konnte.
Thiem mit Ruhe zum Erfolg
In diese Verlegenheit kam Thiem nicht. Er spielte sein etwas höheres Niveau an Ruhe und Erfahrung aus, obwohl er zwischenzeitlich Magenprobleme hatte, wie er immer wieder signalisierte. So wurden die Sätze drei und vier über den Tie Break ausgespielt – zu Gunsten von Dominic Thiem. Am Ende standen 3 Stunden und 42 Minuten auf der Uhr. Ein Match voller Emotionen und von Ausnahmequalität.
Der Sieg ist für Thiem durchaus verdient. Über die gesamte Partie zeigte er eine etwas bessere Spielqualität und konnte sogar der herausragend guten Aufschlagquote von Zverev (81 % der ersten Aufschläge landeten mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 201 km/h im Feld) standhalten. Beide Tennisprofis, die befreundet und im Umgang miteinander stets fair sind, können stolz aus diesem Begegnung hervorgehen. Auf Zverev wartet eine aufregende Saison, wenn er das Niveau, auf dem er die Australian Open bestritten hat, halten kann. Und Dominic Thiem kann vielleicht seinen ersten Grand Slam-Titel gewinnen.
Für den Österreicher gilt es nun nochmals, sich zügig wieder zu erholen. Am Sonntag wartet im Finale der serbische Titelverteidiger Novak Djokovic, der im Halbfinale Roger Federer bezwungen hatte. Der Dominator gegen den Djoker – das wird garantiert ein aufregendes Endspiel.
Fotos: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de