Close Up – Als die Bilder laufen lernten

30. Dezember 2021 17:03 Beate Eckert-Kraft Aktuelles,Ausgehen,Film,Geschichte,Museen , , ,

Close Up Museum Altona

Film ab für Ausstellung im Altonaer Museum über Hamburgs Kinogeschichte

Mit den Aufnahmen Kaiser Wilhelms II. am Dammtorbahnhof, die als die ersten Filmaufnahmen in Deutschland gelten, begann wohl das erste Kapitel der Hamburger Filmgeschichte. Während Filme zunächst nur Attraktionen in Varietes und auf dem Hamburger Dom waren, prägten die großen Filmpaläste wie Savoy und UFA eine neue Ära der Kinogeschichte. Das Altonaer Museum wirft mit der Ausstellung Close Up noch bis zum 18. Juli 2022einen Blick auf Hamburgs Kinogeschichte. In sieben Kapiteln beleuchtet die Ausstellung verschiedenen Perspektiven auf die Bedeutung der Hansestadt als Drehort und Kulisse, als Entstehungsort von Filmgenres bis zur technischen Entwicklung der Kinematographie.

Hamburg als Drehort und Kulisse

Im Erdgeschoss zeigt Close Up die Bedeutung Hamburgs als Filmkulisse. Im Obergeschoss geht es chronologisch weiter durch die verschiedenen Epochen der Film- und Kinogeschichte mit einer Auswahl zeitgenössischer Filmausschnitte. Dabei beleuchtet die Ausstellung insbesondere die Frühgeschichte des Films und dessen Rolle in der Gesellschaft und führt durch die Epochen der Filmgeschichte bis heute.

In den 1920er Jahren etablierte sich der Film als Medium der Massenunterhaltung in Deutschland – zunächst als Stummfilm, bis in den 1930er Jahren der Tonfilm Einzug hielt. In den frühen Filmen diente der Tierpark Hagenbeck als Kulisse und als exotischer Schauplatz für Abenteuerfilme. Dabei spielten auch Völkerschauen eine Rolle, die diskriminierende Darstellungen von Menschen aus anderen Kulturen förderten.

Film als politische Propaganda

In der Folge wurde der Film zunehmend für politische Propaganda und als Ablenkung genutzt. Dabei schloss das NS-Regime ab 1933 Jüdinnen und Juden von der Filmproduktion aus. Der Hamburger Hafen diente dabei häufig als Drehort kolonialer Melodramen. In dieser Zeit entstanden auch Filme wie Zwischen Hamburg und Haiti, die bewusst Vorurteile heraushoben und die Deutschen als überlegene, zivilisierte Kultur darstellte.

Der 1943/44 gedrehte Streifen Große Freiheit Nr. 7 zählt wohl zu den bekanntesten Hamburg-Filmen der Nachkriegszeit. Als Prestige-Projekt geplant wurde er mit der im Pastell-Look der Agfacolor-Neu Technologie gedreht. Die Aufführung wurde nach der Fertigstellung verboten. Regisseur Helmut Käutner zeigt Hamburg als liberale Stadt und mit Hans Albers einen Helden, der nicht dem Idealbild des Regimes entsprach.

Kinoboom nach dem Krieg

Der Kinoboom in der Nachkriegszeit läutete eine neue Epoche ein. Nach dem Vorbild der großen Revue-Filme wie Hellz a Poppin (In der Hölle ist der Teufel los) aus der Hollywood-Schmiede brachte Real-Film zahlreiche Musical-Produktionen hervor. Mit Filmpalästen wie dem Ufa und dem Savoy hielt neben dem Cinemascope-Format auch modernste Soundtechnik Einzug. Als Erstaufführungskinos wurden hier internationale Kassenschlager aufgeführt. Durch die Entwicklung des Fernsehens hielt der Boom nur wenige Jahre an. In den 1980er Jahren wurden die großen Säle in kleine Vorführräume unterteilt, in denen gleichzeitig unterschiedliche Filme liefen.

Mit außergewöhnlichen Drehorten wie dem Hafen und St. Pauli brachten internationale Filmproduktionen Stars wie Sophia Loren, Warren Beatty und Hildegard Knef in die Stadt. In den 1950er Jahren gründete die Uni Hamburg einen Arbeitskreis Film, die die Ausbildung der Filmschaffenden stärken sollte.

Mit der Hamburger Filmemacher-Cooperative schlossen sich Filmschaffende zur Produktion unabhängiger Filme zusammen, Mit dem Abaton entstand 1970 der erste Programmkino Deutschlands, das als Programmschwerpunkte den Neuen Deutschen Film und internationale Underground Produktionen zeigte.

Fatih Akin – Identität zwischen den Kulturen

Der Hamburger Regisseur Fatih Akin hat mit Kultfilmen wie Gegen die Wand, Kebab Connection, Auf der anderen Seite und Soul Kitchen eine eigene Geschichte des Hamburger Kinos geschrieben. Schon während seiner Schulzeit belegte er Filmkurse im Altonaer Kulturzentrum Motte e.V., bevor er an der Hochschule für bildende Künste HfbK ein Filmstudium absolvierte. In vielen seiner Filme beschäftigt er sich mit dem Thema Identität. Aufgewachsen zwischen der türkischen und deutschen Kultur führen seine Filme häufig auch örtlich von Hamburg in das Land seiner Eltern. Für den Film Aus dem Nichts erhielt er 2018 den Golden Globe. Beim Filmfest 2014 wurde Akin der Douglas Sirk Preis verliehen.

Mit dem Kapitel zu Thema Trickfilm endet die Ausstellung.

Fotos: © Beate Eckert-Kraft – www.imajix.de

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