Bernd Hoffmann neuer HSV-Präsident
25 Stimmen geben den Ausschlag
Bei einer sehr emotionalen Mitgliederversammlung wurde Bernd Hoffmann zum neuen HSV-Präsidenten gewählt. Der Vorsprung vor dem amtierenden Präsidenten Jens Meier war mit 585:560 Stimmen denkbar knapp. Meier wurde von vielen Rednern für die desolate Verfassung der Profi-Mannschaft verantwortlich gemacht, die einmal mehr gegen den Abstieg aus der Bundesliga kämpft. Hoffmann war bereits von 2003 bis 2011 als Vorstandsvorsitzender beim HSV tätig.
Hoffmann hatte sich erst im Dezember 2017 zur Wahl gestellt. Der Sportmanager hatte damit auf den fortwährenden Absturz des Bundesliga-Dinos reagiert und die Arbeit des amtierenden Präsidiums kritisiert, das sich hauptsächlich um die Belange des e.V. gekümmert hatte. Das ist auch dessen Aufgabe, aber es war versäumt worden, das Team durch Winter-Einkäufe zu verstärken und die Sturmflaute zu beenden. Das hatten die Konkurrenten um den Klassenerhalt auch gemacht. Aus der Sicht der amtierenden Vereinsführung hätte nicht genug Geld zur Verfügung gestanden, um echte Verstärkungen zu holen.
Welche Änderungen wird Hoffmann nun durchführen, um möglichst noch einen Abstieg aus der Fußball Bundesliga zu verhindern? Wird es auch Änderungen im Vorstand und im neu besetzten Aufsichtsrat geben? Hoffmann hielt sich bedeckt. Er wolle erst einmal die Gesamtsituation ansehen. Er glaube an den Nicht-Abstieg, sagte er in einer leidenschaftlichen Rede.
Die Positionen der Vereinsvertreter im Rahmen der Wahl zum HSV-Präsidenten
Jens Meier stellte seine Verdienste um den Gesamt-e.V. heraus. Mit der Sanierung der Infrastruktur auf der Paul-Hauenschildt-Anlage in Norderstedt und der Verbesserung der Strukturen im Jugend-Fußball sei eine wichtige Basis gelegt, die Zukunft des Gesamt-Vereins zu sichern. Um die Früchte aus dieser Arbeit zu ernten, sei eine Fortsetzung der Arbeit nötig. Auf Nachfrage gestand er ein, dass er die Arbeit im e.V. unterschätzt habe, sich aber in Zukunft verstärkt um die Fußball AG kümmern möchte.
„Talente müssen in Hamburg gehalten werden. Dafür wurden die Infrastrukturen mit Campus und Norderstedt geschaffen.“ Nachwuchsarbeit funktioniere nur, wenn die Schnittstellen von e.V. und AG besser zusammenarbeiten. Um das zu gewährleisten wolle sich der Verein von erfahrenen Größen aus der Fußballwelt Unterstützung holen.
Der Vorstandsvorsitzende Heribert Bruchhagen nahm in seiner Rede zur aktuellen Situation des Profi-Teams Stellung: „Ich muss feststellen, dass ich es nicht geschafft habe, die Gehaltsstruktur der Mannschaft auf den Rasen zu bringen. Wie hatten das Ziel 2017/18 einen ausgeglichenen Haushalt zu erzielen.“ Und zur Sturmkrise sagte Bruchhagen: „Vor der Saison hatten wir acht Stürmer. Die Krise im Angriff war nicht vorhersehbar. Ein Stürmer, der sofort weiterhilft, war nach den derzeitigen Marktgegebenheiten nicht bezahlbar. Für eine Investition von Kühne hätte man Gegenleistungen bringen müssen. Ich übernehme die Verantwortung für Eigendymamik des Misserfolges und bitte um Unterstützung.“
Bernd Hoffmann sagte: „Meine Entscheidung, für die Wahl als Präsident anzutreten, fiel am 12. Dezember im Spiel gegen Frankfurt.“ Das Spiel sei trotz einer Niederlage erneut schön geredet worden. Es ginge nicht darum, persönliche Beschuldigungen durchzuführen. Er gestand zu, dass man in der Vereinsführung schnell mit einigen Entscheidungen daneben liegen könne. Dabei blickte er kritisch auf seine Tätigkeit als Vorstandsvorsitzender zurück, bei der er nicht schnell genug nach dem Ende der Amtszeit von Beiersdorfer einen starken Sportchef installiert hatte.
Er respektiere die Arbeit des Präsidiums im Gesamt- e.V- Das Herz des Vereins läge aber in der Fußball AG. Deren Erfolg sei auch die Basis für den Erfolg des ganzen Vereins. „Wir glauben aber, das die Priorität bei der AG liegt. Mit Klaus Michael Kühne muss man klare Regeln vereinbaren. Ich habe ein großes Verständnis für ihn. Wir können nicht um jedes Interview von ihm ein Gewese machen“, sagte Hoffmann zur Rolle des Investors Klaus Michael Kühne.
Er sehe es als seine Aufgabe an, eine gemeinsame Vision übergreifend vom Vorstand bis zum Aufsichtsrat zu entwickeln, um neue Sponsoren zu akquirieren. Das sei ein harter Wettbewerb, um den man sich bemühen müsse. Im Falle einer Aufhebung der 50+1 Regel müsse die letzte Entscheidung sollte immer beim Club liegen. Dazu sei eine starke Belegung der Schlüsselpositionen nötig. Es ginge aber momentan nicht um Köpfe, sondern darum, die Kräfte zu bündeln, um den Abstieg zu verhindern.
Das Wahlergebnis ist eine richtungsweisende Entscheidung. Im Sinne des HSV kann man nur hoffen, dass das neue Team es schafft, eine einheitliche Strategie von der Vereinsführung über das Management auf den Platz zu bringen. Dabei sollte die erfolgreiche Arbeit im Jugend- und Amateur-Bereich fortgesetzt werden.
Beitrag zur Strukturreform des Hamburger SV